Ein Fohlen wird geboren – was Sie darüber wissen müssen
Mit der eigenen Stute zu züchten, ist eine schöne und aufregende Sache. Es ist für Sie wichtig zu wissen, was Sie und Ihre Stute erwartet, wenn das Fohlen zur Welt kommt. Sie sollten in der Lage sein zu erkennen, wann das Abfohlen beginnt und welche verschiedenen Phasen es dabei gibt. Wenn Sie mit dem Ablauf einer normalen Geburt vertraut sind, sollte es für Sie kein Problem sein, auftretende Schwierigkeiten zu erkennen. Sie können dann unverzüglich Ihren Tierarzt zu Hilfe rufen.
Wie lange trägt eine Stute?
Bei Pferden beträgt die Trächtigkeit durchschnittliche 342 Tage (ungefähr 11 Monate). Sie kann allerdings zwischen 321 und 365 Tagen schwanken.
Was muss ich vor dem Abfohlen vorbereiten?
Während der Trächtigkeit braucht Ihre Stute besondere Aufmerksamkeit. Regelmäßige Hufpflege ist sehr wichtig. Achten Sie ebenfalls darauf, dass Ihre Stute nicht zu viel an Gewicht zunimmt. Sie sollten Ihr Pferd auch während der Trächtigkeit regelmäßig bewegen, allerdings keinen Stress zumuten. Leichte Bewegung in den letzten Trächtigkeitsmonaten ist wichtig. Eine trächtige Stute sollte gegen das Equine Herpesvirus geimpft werden, das beim Pferd Aborte (Fehlgeburten) verursachen kann. Dadurch liegen Abwehrkräfte in der Milch vor, und das Fohlen ist in den ersten Lebenswochen vor dem Virus geschützt.
Ihr Fohlen sollte deshalb unbedingt die erste Milch (das Kolostrum) erhalten, da sie alle wichtigen Abwehrstoffe enthält. Gibt Ihre Stute schon vor der Geburt Milch, sollten Sie diese auffangen, einfrieren und später Ihrem Fohlen geben. Wurde die Vulva ihrer Stute während der Trächtigkeit durch Nähte geschlossen, sollte sie mindestens zwei Wochen vor dem Abfohltermin geöffnet werden. Hierzu rufen Sie am besten Ihren Tierarzt.
Wo Ihre Stute abfohlen sollte:
Stellen Sie Ihre Stute mindestens sechs Wochen vor dem Abfohltermin um. Stellen Sie ihr eine große, saubere Box zur Verfügung, die Sie vorher auf Verletzungsgefahren hin kontrolliert haben. Streuen Sie die Box hoch ein. Stroh ist als Einstreu besonders gut geeignet, da es nicht am neugeborenen, nassen Fohlen kleben bleibt. Wenn Sie nur eine Weide zur Verfugung haben, trennen Sie ein kleines, sauberes, wettergeschütztes Stück ab. Überprüfen Sie die Sicherheit der Zäune sowie den Boden auf Löcher und nasse Stellen.
Weitere Dinge, an die Sie denken sollten:
Halten Sie die Notrufnummer Ihres Tierarztes griffbereit. Sie sollten auch Uhr, Kugelschreiber und Papier zur Hand haben, um die verschiedenen Phasen des Abfohlens festhalten zu können. Das kann nützlich sein, falls später tierärztliche Hilfe notwendig werden sollte. Halten Sie einen Eimer mit sauberem, warmem Wasser und antiseptische Seife bereit. Sie brauchen eine Bandage, um bei Beginn der Wehen den Schweif Ihrer Stute einzubandagieren.
Woher weiß ich, wann meine Stute abfohlt?
Es gibt einige Anzeichen, die Ihnen einen Hinweis darauf geben, dass die Geburt Ihres Fohlens bevorsteht. Allerdings zeigen manche Stuten nur wenige dieser Anzeichen und einige gar keine. Die ersten Anzeichen treten bereits einige Tage, manchmal sogar Wochen vor dem Abfohlen auf:
- Das Euter beginnt 2-4 Wochen vor dem Abfohlen sich mit Milch zu füllen. Achten Sie also auf eine Vergrößerung des Euters.
- Die Vulva und der Geburtskanal werden lockerer, dadurch scheint die Schweifrübe stärker hervorzustehen und die Scheidenöffnung verlängert. Diese Veränderungen werden einige Tage vor dem Abfohlen sichtbar.
- Die Zitzen vergrößern sich 4-6 Tage vor dem Abfohlen.
- Stuten fangen l -4 Tage vor dem Abfohlen an zu „harzen“: Dabei erscheinen klare, harzartige Tropfen an der Zitzenspitze. Bei manchen Stuten tropft bereits Milch ab.
- Ihre Stute kann nervös und aufgeregt sein und sich ähnlich verhalten, wie bei einer leichten Kolik. Wenn Sie unsicher sind, ob es sich tatsächlich um eine Kolik handelt, rufen Sie Ihren Tierarzt! Die meisten Stuten fohlen mitten in der Nacht ab oder in den frühen Morgenstunden. Stellen Sie sich also auf einige schlaflose Nächte ein!
Muss mein Tierarzt bei der Geburt anwesend sein?
Es ist empfehlenswert, dass Sie Ihre Stute in den letzten Wochen der Trächtigkeit erneut von Ihrem Tierarzt untersuchen lassen. Bei der Geburt selbst müssen Sie Ihren Tierarzt nur dann rufen, wenn es zu Schwierigkeiten kommt (siehe unten). Eine Geburt kann sehr schnell vor sich gehen und Schwierigkeiten können während jeder Geburtsphase auftreten. Es ist deshalb sehr wichtig, dass Sie Komplikationen sofort erkennen können und Ihren Tierarzt umgehend rufen. Ihr Tierarzt wird es Ihnen danken, wenn Sie ihn schon vorher von der bevorstehenden Geburt in Kenntnis setzen. Sie sollten Ihre Stute nicht unnötig stören. Beobachten Sie sie ruhig aus einiger Entfernung. Wenn Sie noch keine Erfahrung mit Fohlengeburten haben, sollte Ihnen jemand behilflich sein, der sich damit bereits auskennt. Sie können Ihre Stute zum Abfohlen auch auf ein Gestüt bringen. Allerdings sollte sie dann bereits 4-6 Wochen vor dem Abfohltermin umgestallt werden.
Wie läuft eine Geburt ab?
Die Geburt wird in drei Phasen eingeteilt.
Phase 1 – Die Wehen setzen ein Die Gebärmutter beginnt sich zusammenzuziehen (zu kontrahieren) und der Geburtskanal öffnet sich weit, damit das Fohlen hindurchgleiten kann. Sie können diese Phase daran erkennen, dass
- Ihre Stute unruhig ist.
- sie ähnliche Anzeichen wie bei einer Kolik zeigt, z. B. sich nach Ihrem Bauch umdreht, mit den Füßen aufstampft usw.
- sie zu schwitzen anfängt.
- sie häufig kleinere Portionen von Pferdeäpfeln absetzt.
Diese Phase kann bis zu einer Stunde dauern. Stören Sie Ihr Pferd währenddessen nicht. Es sollten möglichst wenige Personen anwesend sein. Die erste Phase endet mit dem Platzen der Fruchtblase, das Fruchtwasser läuft aus der Scheide ab.
Phase 2 – Das Fohlen wird geboren Diese Phase dauert nur ungefähr 30 Minuten. Sollte das Fohlen nach dieser Zeit noch nicht auf der Welt sein, rufen Sie unverzüglich Ihren Tierarzt. Ihre Stute legt sich hin (einige wenige Stuten fohlen auch im Stehen ab) und zeigt starke Kontraktionen des Bauches. Durch diese wird das Fohlen im Geburtskanal vorwärts geschoben. Normal erweise erscheint das Fohlen auf die folgende Weise in der Scheidenöffnung:
- Zuerst kommen die Vorderfüßen. Dabei liegt ein Huf ein bisschen vor dem anderen und die Hufe zeigen nach unten.
- Als nächstes erscheinen Nase, Kopf, Hals, Schultern etc.
- Das Fohlen wird normalerweise auf der Seite liegend geboren. Bis die Nabelschnur durchtrennt wird, bleibt das Fohlen häufig noch mit den Hinterbeinen bis zum Sprunggelenk in der Scheide, während die Nabelschnur noch intakt ist.
- Wenn Ihr Fohlen nicht in dieser Reihenfolge erscheint, rufen Sie umgehend Ihren Tierarzt! Greifen Sie nicht ein, außer bei auftretenden Problemen!
Das Fohlen ist noch von den Eihüllen bedeckt, die oft während der Geburt aufreißen und von der Stute weggeleckt und -gebissen werden. Das ist ein wichtiger Vorgang, der zum einen das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Stute und Fohlen stärkt und zum anderen das Fohlen dazu anregt, zu atmen, aufzustehen und am Euter zu saugen.
Bedecken die Eihüllen Mund und Nase des Fohlens und die Stute beseitigt diese nicht sofort, sollten Sie eingreifen. Befreien Sie vorsichtig Maul und Nase des Fohlens von Schleim, damit es frei atmen kann. Achten Sie sorgfaltig auf die Atmung Ihres Fohlens.
Die Nabelschnur, die das Fohlen mit der Stute verbindet, reißt normalerweise sobald die Stute oder das Fohlen aufstehen. Es ist am besten, wenn die Nabelschnur auf diese natürliche Weise abreißt. Durchtrennen Sie sie nicht selbst und vermeiden Sie jede Störung, durch die die Nabelschnur zu früh abreißen könnte. Um eine Infektion zu verhindern, sollte der Nabelstumpf während der ersten 24 Stunden nach der Geburt mehrmals desinfiziert werden. Fragen Sie Ihren Tierarzt nach einem geeigneten Desinfektionsmittel.
Phase 3 – Die Nachgeburt wird abgestoßen Die Nachgeburt wird normalerweise eine Stunde nach der Geburt abgestoßen, der Vorgang kann aber auch zwei Stunden dauern. Wenn sie nach drei Stunden noch immer nicht da ist, sollten Sie Ihren Tierarzt rufen. Binden Sie aus der Scheide hängenden Teile zusammen, damit Ihre Stute nicht darauftritt und sie so abreißt. Bewahren Sie die Nachgeburt in einem Eimer auf. Ihr Tierarzt untersucht später, ob sie vollständig abgegangen ist und ob sie irgendwelche krankhaften Veränderungen zeigt. Wenn Teile der Nachgeburt in der Stute zurückbleiben, kann dies zu ernsthaften Problemen wie Gebärmutterentzündung und Hufrehe führen.
Wie erkenne ich, wenn Probleme eintreten?
Zu Schwierigkeiten kommt es nur in 4-6 % der Geburten. Allerdings können diese für Stute und Fohlen lebensbedrohlich sein und müssen deshalb sehr ernst genommen werden. In manchen Fällen können Geburtsschwierigkeiten auch dazu führen, dass eine Stute nicht mehr trächtig werden kann. Deshalb sollten Sie unbedingt Ihren Tierarzt anrufen.
Wann sollten Sie den Tierarzt rufen?
- wenn Phase 1 oder Phase 2 zu lange dauern. Vor allem bei der zweiten Phase ist es sehr wichtig, genau auf die Zeit zu achten. Je mehr Zeit verstreicht, umso geringer sind die Chancen, dass Ihr Fohlen gesund zur Welt kommt.
- wenn Ihr Fohlen nicht in der richtigen Position zur Welt kommt.
Wie muss ich mich um mein neugeborenes Fohlen kümmern?
Denken Sie daran, dass eine Fohlengeburt ein natürlicher Ablauf ist. Versuchen Sie daher, so wenig wie möglich einzugreifen. Das ist besonders wichtig, wenn es sich um eine Stute handelt, die zum ersten Mal abfohlt oder wenn die Stute sehr nervös ist. Geben Sie Stute und Fohlen genügend Zeit sich kennen zu lernen. Wenn Sie unbedingt anwesend sein müssen, stellen Sie sich nicht zwischen Stute und Fohlen. Das Fohlen sollte spätestens 1-2 Stunden nach der Geburt aufstehen und 2-3 Stunden nach der Geburt trinken. Wenn Ihr Fohlen dazu länger braucht, kann das ein Zeichen dafür sein, dass etwas nicht stimmt, und Sie sollten Ihren Tierarzt rufen.
Ihr Fohlen sollte am ersten Tag Urin und Kot (Darmpech) absetzen. Wenn Ihr Fohlen unruhig wird, zu pressen beginnt und mit seinem Schweif hin und her schlägt, ohne dass Kot abgesetzt wird, braucht es tierärztliche Hilfe, um seinen ersten Kot abzusetzen.
Es ist ratsam, dass Ihr Tierarzt Ihr Fohlen gleich am ersten Tag untersucht, um sicherzustellen, dass es gesund ist. In manchen Fällen sollte Blut abgenommen werden, um zu überprüfen, ob das Fohlen genügend Abwehrkräfte über die Muttermilch erhalten hat.
Welche Pflege braucht meine Stute nach dem Abfohlen?
Sie sollten Ihre Stute in der Zeit nach der Geburt sorgfältig beobachten. Zeigt sie Anzeichen einer Kolik? Kümmert sie sich um ihr Fohlen? Hat sie Scheidenausfluss? Kommt Kot aus der Scheide? Macht sie einen geschwächten Eindruck? Messen Sie zweimal täglich ihre Temperatur, eine Temperaturerhöhung (die normale Temperatur ist 37,0 – 38,0 °C) ist ein erstes Anzeichen für eine Infektion.
Sorgen Sie für eine ausgewogene Fütterung. Überprüfen Sie regelmäßig das Euter auf Anzeichen einer Entzündung. Ein entzündetes Euter fühlt sich heiß an, ist geschwollen und schmerzhaft und produziert meist nicht genügend Milch.